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Chronische Schmerzen

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Chronische Schmerzen können depressive Symptome auslösen.

Ohne Behandlung geraten die andauernden Schmerzen bei Menschen mit einer somatoformen Schmerzstörung immer mehr in den Lebensmittelpunkt. Mithilfe eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts sollen Betroffene lernen, die Beschwerden aktiv zu bewältigen.
    
Schmerzen dienen als Signal, um Betroffene auf Erkrankungen oder Verletzungen aufmerksam zu machen. Nach einer Behandlung klingen sie in der Regel wieder ab. Dauern sie jedoch länger als sechs Monate ununterbrochen an oder kehren häufig wieder und beeinträchtigen Betroffene auf körperlicher und sozialer Ebene, sprechen Ärzte von chronischen Schmerzen.

Somatoforme Schmerzstörung als eigene Erkrankung


„Bei der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung handelt es sich um einen Schmerz, der seine eigentliche Funktion als sinnvolles Alarmsignal oder Warnhinweis verloren hat und einen selbständigen Krankheitswert erhält. Chronische Schmerzen führen zudem oft zu einer herabgesetzten Schmerzschwelle und Betroffene reagieren übersensibel auf geringe Schmerzreize oder nehmen sogar Berührungen als Schmerzen wahr“, erklärt Prof. Dr. med. Martin Driessen von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin.

„Hintergrund ist die Ausbildung eines dysfunktionalen Schmerzgedächtnisses und eine zunehmende Sensitivierung. Entsprechende neuronale Signale werden gesendet, obwohl die ursprüngliche Schmerzursache längst vollständig oder überwiegend abgeheilt ist. Es tut also weh, obwohl es keine organische Ursache mehr dafür gibt“, betont Prof. Driessen.

Chronische Schmerzen führen oft in einen Teufelskreis


Betroffene vermeiden folglich alle Tätigkeiten, die sie mit den Schmerzen assoziieren, um den subjektiv empfundenen Schmerzen zu entgehen. Häufig lösen die Schmerzen und das Vermeidungsverhalten depressive und ängstliche Verstimmungen aus, die den Teufelskreis aus Vermeidungsverhalten und subjektivem Schmerzempfinden noch verstärken. Je länger die Erkrankung andauert, desto mehr rückt der Schmerz in den Lebensmittelpunkt der Betroffenen. Während sie beruflich immer weniger leisten, isolieren sie sich zunehmend von Freunden und Familie.

Multimodales Behandlungsprogramm


Verhaltensmedizinische, multimodale Therapieprogramme zielen oft nicht darauf ab, die Patienten völlig von den Schmerzen zu befreien, sondern die Beschwerden zu lindern. Aufklärung, Psychotherapie sowie Verfahren zur aktiven Stress- und Schmerzbewältigung sind wichtige Bausteine der Therapie. Entspannungstraining, körperliche Aktivierung und Übungen zur Verbesserung der motorischen Leistungsfähigkeit runden die Behandlung ab.

Aktive Schmerzbewältigung im Fokus der Behandlung

„Im ersten Schritt muss bei den Betroffenen allerdings das Schmerzverständnis erweitert werden, damit sie verstehen, wie neben körperlichen Ursachen auch psychologische Verarbeitungsprozesse sowie der Einfluss des eigenen Verhaltens und der Umwelt zur Schmerzwahrnehmung beitragen“, betont Prof. Driessen. Mithilfe einer verbesserten Selbstbeobachtung können sie erkennen, welche Faktoren die Schmerzen verstärken oder reduzieren würden, ergänzt der Experte.

Um den Schmerz zu bewältigen, verschreiben Ärzte den Patienten nicht nur Medikamente, sondern fördern das Anwenden von Methoden für eine selbstständige Schmerzbewältigung. Bestehen Folgeerkrankungen wie Schlafstörungen, Ängste oder depressive Symptome, werden diese oft ebenso medikamentös behandelt.

Das Göttinger Rücken Intensiv Programm (GRIP) ist ein Beispiel eines solchen Behandlungskonzepts, dass sich speziell an Menschen mit chronischer Rückenschmerzen richtet. Mehr Informationen zum GRIP erhalten Sie auf der Internetseite Zentrum-Patientenschulung.

Quelle: Neurologen und Psychiater im Netz

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