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Fieberkrämpfe


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Etwa 4 % aller Kinder erleiden mindestens einmal einen Fieberkrampf, meist im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren. Warum manche Kinder zu Fieberkrämpfen neigen, ist nicht klar. Ein erhöhtes Risiko haben diejenigen Kinder mit Verwandten und besonders mit Geschwisterkindern, die bereits einen Fieberkrampf hatten. Auch Frühgeborene haben häufiger Fieberkrämpfe.

Ob ein Fieberkrampf entsteht, hängt weniger von der Höhe des Fiebers als von der Geschwindigkeit des Fieberanstiegs ab. Dies erklärt, warum Kinder einen Fieberkrampf haben können, noch bevor die Eltern merken, dass ihr Kind krank ist. Besonders häufig sind Fieberkrämpfe beim Dreitagefieber .

Leitbeschwerden

  • Anfall oft während des ersten Fieberanstiegs bei einem Infekt
  • Meist in Form eines so genannten Grand-mal-Anfalls mit Steifwerden, Muskelkrämpfen am ganzen Körper und Bewusstseinsverlust. Prinzipiell sind jedoch alle Anfallsformen möglich
  • Nach wenigen Minuten hört der Krampf von selbst auf. Das Kind ist danach zunächst schläfrig oder „jammerig“, nach 15–30 Minuten reagiert es aber normalerweise wieder wie gewohnt oder ist eingeschlafen.

Wann zum Arzt

Sofort, wenn

  • Ihr Kind erstmalig einen Fieberkrampf hat
  • Etwas „anders ist“ als bei vorangegangenen Fieberkrämpfen. Insbesondere dann, wenn das Kind starke Kopfschmerzen hat, den Kopf nicht nach vorne beugen kann oder lichtscheu ist; dies sind Hinweise auf eine Hirnhautentzündung.
  • Der Fieberkrampf länger als 15 Minuten dauert oder sich innerhalb derselben fieberhaften Erkrankung wiederholt.

In aller Regel ist in diesen Fällen das nächstgelegene Kinderkrankenhaus die richtige Adresse. Am sichersten ist der Transport durch den Notarzt.

Die Erkrankung

Es wird angenommen, dass bei Fieber die „Isolierung“ der Nervenzellen weniger gut funktioniert und es so leichter zur Erregung ganzer Hirnregionen kommt, die sich dann plötzlich als Krampfanfall entlädt. Der typische Fieber-Krampfanfall ist in aller Regel harmlos und hinterlässt keine Schäden.

Der unkomplizierte Fieberkrampf (einfacher Fieberkrampf) betrifft Kinder ab dem sechsten Monat bis zum sechsten Lebensjahr, tritt während einer fieberhaften Erkrankung nur einmal auf, dauert 2–10 Minuten und verläuft als Grand-mal-Anfall des ganzen Körpers.

Etwa ein Viertel der Fieberkrämpfe verlaufen jedoch außergewöhnlich; sie werden als komplizierte Fieberkrämpfe bezeichnet und haben folgende Merkmale. Sie:

  • Betreffen Kinder unter sechs Monaten oder nach dem fünften Geburtstag
  • Dauern länger als 15 Minuten
  • Wiederholen sich innerhalb von 24 Stunden ein- oder mehrmals
  • Verlaufen einseitig oder betreffen nur einen bestimmten Körperteil.

Komplizierten Fieberkrämpfen liegt häufiger (aber keineswegs immer) eine organische Ursache zugrunde, das Risiko einer späteren Epilepsie ist leicht erhöht. Fast alle Kinder mit Fieberkrämpfen entwickeln sich ganz normal. Das statistische Risiko, später eine Epilepsie zu bekommen, steigt nach einem Fieberkrampf jedoch leicht an, und zwar von 0,5 % für gesunde Kinder ohne Fieberkrämpfe auf 1 %. Es gibt jedoch keinen Anhaltspunkt dafür, dass der Fieberkrampf die Ursache hierfür ist. Höher (und doch nur bei etwa 2 %) ist das Epilepsierisiko bei Kindern mit zusätzlichen Risikofaktoren, etwa Vorschäden des Gehirns, nahen Verwandten mit Epilepsie, EEG-Veränderungen oder komplizierten Fieberkrämpfen.

Die Behandlung eines Kindes nach einem Fieberkrampf mit antiepileptischen Medikamenten verhindert eine Epilepsie nicht.

Das macht der Arzt

Das wichtigste Ziel des Arztes ist es auszuschließen, dass dem Krampfanfall etwas anderes zugrunde liegt als Fieber. Vor allem Gehirn- und Hirnhautentzündungen können sich ebenfalls durch Fieber und Krampfanfälle zeigen. Das Risiko dafür, dass sich ein vermeintlicher Fieberkrampf als eine Gehirn- oder Hirnhautentzündung herausstellt, liegt aber unter 1 %.

In Zweifelsfällen, vor allem wenn das Kind unter 18 Monate alt ist, wenn es sich um einen komplizierten Fieberkrampf handelt oder wenn das Kind bereits mit Antibiotika vorbehandelt ist, wird der Arzt eine Lumbalpunktion (Entnahme von Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) empfehlen, um eine Hirnhautentzündung sicher ausschließen. Ein CT oder Kernspin ist nur in Ausnahmefällen nötig, wenn das Kind nach dem Anfall längere Zeit nicht zu sich kommt.

Natürlich untersucht der Arzt das Kind auch gründlich – nicht zuletzt um die Ursache des Fiebers zu finden. Hierzu muss manchmal auch der Urin untersucht oder die Lunge geröntgt werden.

Meist wird ungefähr zwei Wochen nach dem Fieberkrampf auch ein EEG abgeleitet, das nach Fieberkrämpfen typischerweise normal ist. Nur bei besonders auffälligen (etwa einseitigen Anfällen) wird das EEG schon im Krankenhaus gemacht.

Eine medikamentöse Unterdrückung des Anfalls ist meist nicht erforderlich, in aller Regel ist er bei Eintreffen des Arztes schon vorbei.

Selbsthilfe

Die Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Fieberkrampf bestehen aus Entfernung des Kindes von Treppen oder ähnlich gefährlichen Orten, dem Rufen des Notarztes beim ersten Fieberkrampf und der stabilen Seitenlage nach dem Anfall.

Vorsorge

Nach dem ersten Fieberkrampf liegt das Risiko eines abermaligen Fieberkrampfs bei gut 30 % (wenn er auftritt, dann meist innerhalb eines Jahres).

Leider lässt sich weiteren Fieberkrämpfen nur bedingt vorbeugen. Das Fieber bei auftretenden Infekten zu senken (entweder durch Wadenwickel oder medikamentös) macht zwar Sinn, dass dies Fieberkrämpfe verhindert, ist aber nicht erwiesen. Die vorbeugende Gabe von Krampf unterdrückenden Medikamenten während eines Infekts für ein paar Tage ist nur sinnvoll, wenn ein Kind bereits mehrmals Fieberkrämpfe hatte. Empfehlenswert ist es aber, ein solches Medikament als Mikroklistier (eine kleine Tube) zur rektalen Gabe im Haus zu haben (z. B. Diazepam Desitin® rectal tube, rezeptpflichtig), um einen erneuten Fieberkrampf selbst behandeln zu können.


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