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Nierensteine und Nierenkolik


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Nierensteine (Harnsteine, Nephrolithiasis, Urolithiasis): Auskristallisierte Substanzen, die normalerweise gelöst im Urin vorkommen, behindern als feste Gebilde in den Nieren und den ableitenden Harnwegen den Harnabfluss. Je nachdem, wo sich die Steine befinden, spricht der Arzt von Nierensteinen, Nierenbeckensteinen, Harnleitersteinen oder Blasensteinen. Die Steine können mehr als haselnussgroß, aber auch winzig klein sein (Harngrieß) und verursachen abhängig von ihrer Lage starke bis stärkste wellenförmige Schmerzen. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen, am häufigsten im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Die Mehrzahl der Steine geht spontan mit dem Urin ab, die anderen lassen sich fast immer durch ärztliche Behandlung entfernen.

Nierenkolik: Stärkste wellenförmig bis krampfartige Schmerzen im hinteren seitlichen Unterbauchraum (Nierenlager) infolge Einklemmung von Nieren- oder Harnleitersteinen, selten auch durch Blutgerinnsel oder abgestorbenes Nierengewebe. Dadurch kann der Urin nicht mehr abfließen.

Leitbeschwerden

  • (Äußerst) starke, krampfartige Schmerzen (Koliken) im unteren seitlichen Rückenbereich und/oder im Unterbauch mit Ausstrahlung in Hoden oder Schamlippen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Blut im Urin.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn Blut im Urin ist.

Sofort den Arzt rufen, wenn Koliken auftreten.

Die Erkrankung

Nieren-, Nierenbecken- und Harnleitersteine (kurz: Nierensteine) können aus ganz verschiedenen Materialien bestehen. Am häufigsten sind Kalziumoxalatsteine (kalk- und oxalathaltig, ~ 70 %), Harnsäuresteine (Uratsteine ~ 15 %) und Struvitsteine (Magnesium-Ammonium-Phosphat-Steine, ~ 10 %). Allen gemeinsam ist der Mechanismus der Steinbildung: Am Anfang steht eine Substanz (Kalzium, Oxalat, Harnsäure), die in hoher Konzentration im Urin vorliegt. Normalerweise sind diese Festsubstanzen im Urin gelöst, so wie Zucker im Tee. Ab einer gewissen Menge wird die Löslichkeit der Substanz jedoch überschritten und sie kristallisiert, wird also fest. An das Kristall lagern sich nun immer mehr gleichartige Moleküle an und der Stein wächst.

Besonders rasch entwickeln sich Nierensteine bei:

  • Hohem Eiweißkonsum (Fleisch, Milchprodukte)
  • Starkem Kaffee-, Schwarztee- und Alkoholgenuss
  • Ungenügender Flüssigkeitszufuhr
  • Harnstauung, Harnwegsinfekten
  • Blasenentzündungen
  • Erhöhter Kalziumkonzentration im Blut.

Nierensteine kommen selten nur ein Mal vor, die Gefahr einer wiederholten (rezidivierenden) Steinbildung ist sehr groß.

Eine Kolik tritt auf, wenn sich ein Nierenstein aus dem Nierenbecken löst und in Richtung Blase wandert. Der Stein bleibt im engen Harnleiter stecken und reizt die Schleimhaut. Die Muskulatur in der Harnleiterwand verkrampft sich und löst so den starken Schmerz aus. Hat sich der Stein bis zur Blase vorgearbeitet, hört der Schmerz schlagartig auf.

Das macht der Arzt

Anhand der charakteristischen Schmerzen der Nierenkolik kann der Arzt meist ohne weitere technische Untersuchung ein Nierensteinleiden diagnostizieren. Per Ultraschall bestimmt er dann die aktuelle Position und Größe der Nierensteine, die ab einer Größe von 0,5 cm im Ultraschall sichtbar sind; oft fertigt er ein Röntgenbild mit oder ohne Kontrastmittel an. Da die meisten Nieren- und Harnleitersteine Kalzium enthalten, erkennt der Arzt sie deutlich als helle Strukturen im Röntgenbild, verkalkte Lymphknoten oder Venen können aber genauso aussehen. Urin- und Blutuntersuchungen geben Aufschluss darüber, ob zusätzlich eine Infektion der ableitenden Harnwege oder eine Nierenschädigung vorliegt. Vor allem bei Patienten, die immer wieder an Nierensteinen leiden, wird nach der Steinentfernung die genaue Zusammensetzung der Steine untersucht. Die Kenntnis der einzelnen Substanzen und die Bestimmung der Kalzium- und Phosphatwerte im Blut erleichtern die Vorbeugung weiterer Rückfälle.

Bei Koliken hat die Behandlung der Schmerzen höchste Priorität: Der Arzt verabreicht starke Schmerzmittel, z. B. Opiate wie etwa Pethidin (Dolantin®); gleichzeitig verschreibt er entzündungshemmende Medikamente (z. B. Diclofenac®). Bettruhe ist nicht erforderlich, im Gegenteil: Der Patient soll sich bewegen und so viel wie möglich trinken, um den Steinabgang zu fördern. Die meisten kleineren Nierensteine bis zu 5 mm Größe gehen auf diese Weise spontan ab.

Ist das nicht der Fall, werden sie im Krankenhaus entfernt, wofür verschiedene Methoden zur Verfügung stehen:

  • Dominierend mit ~ 90 % der Eingriffe ist die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL). Hierbei liegt der Patient auf einem speziellen Behandlungstisch mit einer Aussparung, in der eine Ankopplung des Körpers an die Behandlungseinheit mittels schallleitenden Gels erfolgt. Unter kombinierter Röntgen-Ultraschall-Kontrolle kann der Stein lokalisiert werden. Die Schallwellen werden exakt auf die Körperstelle ausgerichtet, an der sich der Nierenstein befindet, sodass es in mehreren Sitzungen zur Zerkleinerung (Desintegration) des Steins kommt. Die Bruchstücke gehen danach problemlos über den Urin ab.
  • Nierensteine über 2 cm Größe, Nierensteine, die das Nierenbecken ausfüllen, und Harnleitersteine müssen, wenn möglich, endoskopisch entfernt werden. Dazu wird das Endoskop über Harnröhre und Harnblase oder alternativ durch einen Schnitt in der Haut zum Stein vorgeschoben. Mit Laser oder Ultraschall zerkleinert der Arzt dann den Stein und entfernt die Bruchstücke mit einer kleinen Schlinge oder Zange aus dem Harnleiter (Schlingenextraktion).

Eine medikamentöse Steinentfernung (orale Chemolitholyse) gelingt nur bei Harnsäuresteinen mit Kalziumzitrat, z. B. Blemaren, oder Kalium-Natrium-Hydrogencitrat, z. B. Uralyt U in einer langwierigen Therapie über mehrere Monate mit dem Medikament Allopurinol (z. B. Zyloric®), das die Harnsäurebildung im Blut verringert.

Vorsorge

Oft reichen einfache Vorkehrungen, um eine Nierensteinbildung zu verhindern:

  • Trinken Sie täglich 2–3 l Flüssigkeit, am besten Wasser, Fruchtsäfte (außer Apfel- und Grapefruitsaft) sowie Kräutertees.
  • Sorgen Sie für einen möglichst stark verdünnten (hellen) Urin. Dazu können sie mit einem Urin-Teststreifen das spezifische Gewicht (= Konzentration) bestimmen. Es sollte den Wert von 1,010 g/l nicht überschreiten.
  • Trinken Sie schwarzen Tee und Alkohol nur in Maßen – diese Getränke entziehen dem Körper Wasser (umstritten ist aber der Rat, auch auf Kaffee zu verzichten).
  • Reduzieren Sie den Fleischkonsum und meiden Sie Innereien, wenn Sie zu Harnsäuresteinen neigen.
  • Meiden Sie Schokolade, Spinat und Rhabarber bei Kalziumoxalatsteinen.

Reichen diese vorbeugenden Maßnahmen nicht aus, gibt es verschiedene Medikamente, die die Neubildung von Nierensteinen erschweren, indem sie den pH-Wert des Urins so ändern, dass die steinbildenden Mineralien gelöst bleiben und nicht auskristallisieren.


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