Pneumothorax (Lungenkollaps, Pneu): Ansammlung von Luft im normalerweise spaltförmig dünnen Raum zwischen Lungenfell und Rippenfell (Pleuraspalt). Dadurch wird der Unterdruck in der Lunge aufgehoben, was zum teilweisen oder kompletten Kollaps einer Lungenhälfte führt. Der Pneumothorax kann spontan bei Gesunden auftreten (v. a. bei jungen Rauchern und Trompetenspielern) oder bei Lungenkranken oder Folge einer Verletzung der Brustwand sein. Ein gering ausgeprägter Pneumothorax kann spontan ausheilen. Ein großer Pneumothorax ist lebensbedrohlich, vor allem wenn er in einen Spannungspneumothorax übergeht.
Leitbeschwerden
- Plötzlicher einseitiger Brustschmerz (bei einem kleinen Spontanpneumothorax auch fehlend)
- Akut einsetzende Atemnot, erschwertes und beschleunigtes Atmen, asymmetrische Atembewegungen („paradoxe Atmung“)
- Hustenreiz
- Selten Luftansammlung unter der Haut von Brust oder Hals (Hautemphysem): Haut knistert bei leichtem Druck wie Pergamentpapier (bei Thoraxverletzungen).
Bei Spannungspneumothorax: Zeichen eines Schocks wie blassgraue Haut, feuchtkalte Hände, Angst, Unruhe oder Apathie.
Wann zum Arzt
Sofort ins Krankenhaus bei plötzlich einsetzenden Brustschmerzen verbunden mit Atemnot.
Notarzt rufen bei akuter Atemnot oder Kaltschweißigkeit, Angst und Herzrasen.
Die Erkrankungen
Spontanpneumothorax
Beim Spontanpneumothorax entsteht ohne äußere Gewalteinwirkung ein Riss im Lungenfell, z. B. durch starken lang anhaltenden Husten. Luft dringt in den Pleuraspalt ein und der betroffene Lungenflügel fällt ganz oder teilweise in sich zusammen.
Vom primären Spontanpneumothorax sind vor allem große schmale Männer zwischen 20 und 30 Jahren betroffen, die Raucher sind. Das Risiko einer Wiederholung der Erkrankung liegt hier bei ~ 30 %. Sehr oft findet man aber auch vorbestehende winzige Lungenveränderungen in Form kleiner Blasen, von denen eine platzt. Lungenerkrankungen können also Wegbereiter eines sekundären Pneumothorax sein, z. B. eine chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung, Lungenfibrose, Asthma, Tuberkulose oder Lungenkrebs. Fällt nur ein Teil am Rand der Lunge in sich zusammen, wird dies als Mantelpneumothorax bezeichnet, der harmlos ist und oft von selbst heilt.
Verletzungsbedingter Pneumothorax
Der traumatische Pneumothorax entwickelt sich aufgrund äußerer Gewalteinwirkung. Besteht keine Verbindung zwischen Pleuraraum und Außenluft, sodass das Leck im Gewebe von Lungen- oder Bronchialsystem liegt, handelt es sich um einen geschlossenen traumatischen Pneumothorax. Dies passiert manchmal bei einem Rippenbruch, wenn die Bruchenden das Lungengewebe durchbohren und damit den Unterdruck aufheben. Der offene traumatische Pneumothorax hingegen entsteht z. B. bei Stichverletzungen, wenn das Eindringen von Außenluft durch eine Wunde oft zum vollständigen Zusammenfallen des Lungenflügels führt. Beide Formen können auch Folge einer medizinischen Maßnahme sein, z. B. einer Pleurapunktion, einer Lungenbiopsie (Entnahme von Lungengewebe; zur Biopsietechnik), einer Wiederbelebung oder einer künstlichen Beatmung (iatrogener Pneumothorax).
Am gefährlichsten: der Spannungspneumothorax
In 3 % der Fälle entwickelt sich (vor allem nach einem traumatischen Pneumothorax) eine gefährliche Komplikation, der Spannungspneumothorax. Das Leck wirkt hier als Ventil, weshalb beim Einatmen zwar Luft einströmt, beim Ausatmen aber nicht entweichen kann. Die Luft im Brustfellraum nimmt rasch an Volumen zu und presst Herz, Gefäße und den zweiten Lungenflügel zusammen. Wird nicht innerhalb weniger Minuten gehandelt, droht der Tod durch Herzversagen.
Das macht der Arzt
Diagnosesicherung. Die Diagnose ergibt sich aus den typischen Symptomen und Ergebnissen der körperlichen Untersuchung. Auf der betroffenen Seite stellt der Arzt bei größeren Luftansammlungen weniger Atembewegungen, abgeschwächte oder aufgehobene Atemgeräusche und sehr lauten Klopfschall fest. Dieser klingt so, als würde eine leere Schachtel beklopft, weshalb ihn der Arzt auch „Schachtelton“ nennt. Die Diagnose wird durch Röntgenaufnahmen des Brustkorbs (Röntgenthorax) gesichert. Kleine Pneus erfordern zum Nachweis eventuell ein CT. Der Schweregrad der Atemstörung lässt sich durch eine Blutgasanalyse messen (Details zu den Werten).
Therapie. Zur Behandlung eines kleinen Spontanpneumothorax reicht mehrtägige Schonung unter ärztlicher Beobachtung und Röntgenkontrollen, denn geringe Luftansammlungen baut der Körper von selbst ab.
Bei einem größeren Pneumothorax wird ein Schlauch durch die Zwischenrippenmuskulatur in den Pleuraspalt gelegt, über den die eingedrungene Luft entweichen kann. Diese Drainage wird, je nachdem, an welcher Stelle des Brustkorbs sie eingelegt wird, als Buelau, Monaldi- oder Pleuradrainage bezeichnet.
Beim Spannungspneumothorax entweicht die Luft anfangs mit Überdruck, wenn der Notarzt mit einer großen Hohlnadel punktiert – ein lebensrettender Eingriff. Anschließend wird die nachströmende Luft über eine Saugdrainage abgeleitet, die mehrere Tage liegen bleibt (Thoraxdrainage).
Ein Leck, das sich nicht von selbst schließt, oder Verletzungen erfordern eine chirurgische Versorgung.
Rezidive. Die Rückfallrate liegt beim primären Spontanpneumothorax bei 30 %, beim sekundären Pneumothorax bei 40 %. Die erneuten Pneumothoraces treten vor allem in den ersten 3 Monaten nach dem Erstereignis auf. Rückfälle versucht man zu verhindern, indem man die Pleurablätter verklebt (Pleurodese) oder Teile des Lungenfells operativ entfernt.
Selbsthilfe
Im Vordergrund steht das Vermeiden von Risiken und Auslösesituationen.
Der Verzicht auf das Rauchen ist wichtig, ebenso das Meiden von ausgeprägten Druckschwankungen wie sie beim Tauchsport, Bergsteigen und der Hobbyfliegerei auftreten. Es ist leider unmöglich, jeden Auslöser zu identifizieren und zu umgehen. Denn offenbar kann sogar extrem laute Musik einen Pneumothorax auslösen [H01].
Starke Hustenattacken, die einen Pneumothorax auslösen können, werden mit Hustenstillern erfolgreich unterdrückt.
Inwieweit körperliche Belastung möglich ist, sollte mit dem Arzt besprochen werden.
Weiterführende Informationen
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