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Raynaud-Syndrom


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Raynaud-Syndrom (Raynaud-Phänomen, Morbus Raynaud, Raynaud-Krankheit): Gefäßerkrankung mit anfallsartigen Gefäßkrämpfen (Vasospasmen) in den Fingern, seltener auch in den Zehen. Oft sind Kälte oder emotionaler Stress der Auslöser.

Als primäres Raynaud-Syndrom (primäres Raynaud-Phänomen, vasospastisches Raynaud-Syndrom) treten diese Fehlregulationen der Gefäße auf, ohne dass an den Gefäßen selbst krankhafte Veränderungen festzustellen sind. Betroffen sind vor allem junge Frauen (mit dem Beginn der Wechseljahre lassen die Beschwerden nach) oder Menschen, die viel mit den Fingern oder mit stark vibrierenden Maschinen (z. B. Presslufthammer) arbeiten. Typischerweise sind hier alle Finger außer dem Daumen gleichmäßig betroffen. Das primäre Raynaud-Syndrom ist eine unangenehme, aber nicht gefährliche Erkrankung. Etwa 7 % der Bevölkerung leiden an dieser Erkrankung.

Das sekundäre Raynaud-Syndrom (sekundäres Raynaud-Phänomen) tritt begleitend bei 40 unterschiedlichen Erkrankungen auf, am häufigsten bei Sklerodermie und Lupus erythematodes. Seltene Ursachen sind der Gebrauch eines Presslufthammers (Vibrationstrauma), Nervenschäden, das Karpaltunnelsyndrom und andere Engpass-Syndrome im Hals-Arm-Bereich, die periphere arterielle Verschlusskrankheit und die Einnahme bestimmter gefäßverengender Medikamente wie Betablocker oder das Migränemittel Ergotamin. Dauerschäden sind häufig.

Leitbeschwerden

  • Anfallartiges Abblassen, Weißwerden und anschließende Blaufärbung, manchmal noch überschießende schmerzhafte Rötung der Finger
  • Betroffen sind einzelne oder mehrere Finger (fast nie der Daumen) beider Hände, seltener Zehen, selten Ohrmuscheln, Nase, Gesicht, Knie oder Brustwarzen
  • Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln begleiten die Attacken.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn die Beschwerden erstmalig auftreten.

Die Erkrankung

Es ist normal, dass sich bei Kälte die kleinen Gefäße der Finger, Zehen und Haut verengen. Damit wird die Durchblutung gedrosselt und der Körper verliert weniger Wärme. Beim Raynaud-Syndrom reagieren die Arterien krampfartig, die Durchblutung wird zu stark und zu lange gedrosselt. Als Ursache wird eine neuronale Fehlregulation diskutiert.

Durch den Gefäßkrampf kommt es zu einer Mangeldurchblutung: Die Haut wird weiß, Missempfindungen und Taubheitsgefühl sind möglich. Die Anfälle dauern gewöhnlich wenige Minuten, selten mehrere Stunden. Bei langen oder bei häufigen Attacken wird insbesondere an den Fingerkuppen das Gewebe geschädigt (Rattenbissnekrosen). In schweren Fällen sterben die Fingerkuppen, Endglieder oder gar ganze Finger ab, so dass amputiert werden muss. Dies betrifft jedoch fast ausschließlich das sekundäre Raynaud-Syndrom.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Meistens genügt dem Arzt eine ausführliche Beschreibung der Beschwerden zur Diagnose eines Raynaud-Syndroms. In zweifelhaften Fällen provoziert der Arzt einen Anfall durch Eintauchen der Hand in Eiswasser. Wichtig ist, ein sekundäres Raynaud-Syndrom auszuschließen. Dazu reicht manchmal schon eine Blutuntersuchung. Oft sind jedoch umfangreiche Untersuchungen erforderlich, um alle möglichen Grunderkrankungen auszuschließen. Beim sekundären Raynaud-Syndrom können sich typische Veränderungen in den Blutgefäßen des Nagelfalzes zeigen, sie werden in Spezialabteilungen für Rheumatologie oder Gefäßheilkunde unter der Lupe oder dem Mikroskop gesucht.

Therapie. Zunächst sollten die Patienten versuchen, die Anfälle ohne Medikamente in den Griff zu bekommen. Insbesondere beim primären Raynaud-Syndrom reicht das oft aus.

Genügen diese Maßnahmen nicht, verschreibt der Arzt Kalziumantagonisten, z. B. Nifedipin in Adalat® oder Nitrate (z. B. Isosorbid-Dinitrat in Isoket®, Prazosin in Minipress®, Losartan in Lorzaar®, Sildenafil in Viagra®, Pentoxyfyllin in Trental® oder Bosentan in Tracleer®). Nur in Ausnahmefällen werden gefäßerweiternde Medikamente (Prostaglandine) wiederholt per Infusion gegeben oder die gefäßverengenden Nervenbahnen operativ ausgeschaltet (Sympathektomie).

Beim sekundären Raynaud-Syndrom stehen die Behandlung der auslösenden Grunderkrankung oder das Weglassen gefäßverengender Substanzen im Vordergrund.

Selbsthilfe

Bei einem Anfall gehen Sie in die Wärme, lassen Sie warmes (nicht heißes) Wasser über die Hände fließen, massieren oder bewegen Sie die Hände oder stecken Sie sie unter die Achseln.

Kälteschutz. Schützen Sie den Körper vor Kälte, z. B. durch warme Kleidung. Zu empfehlen sind Handwärmer, die in jeder Jackentasche Platz finden. Solche Taschenwärmer gibt es in unterschiedlichen Ausführungen: Bei Gelkissen wird durch Druck auf eine Metallscheibe im Kissen ein Kristallisationsprozess in Gang gesetzt, der über mehrere Stunden hinweg Wärme freisetzt. Sie werden durch Kochen im Wasserbad wieder „aufgeladen“. Taschenöfen aus Edelstahl werden mit Feuerzeugbenzin betrieben, sie haben eine Brenndauer von bis zu 15 Stunden. Andere Handwärmer sind luftdicht einzeln verpackt, sie enthalten eine Mischung natürlicher Mineralien, die beim Kontakt mit Sauerstoff bis zu 6 Stunden lang Wärme abgeben.

Stress. Lernen Sie Entspannungsübungen wie Autogenes Training, Muskelrelaxation oder Biofeedback, um besser mit dem Stress umzugehen. Mit diesen Methoden lernen Sie auch, die Durchblutung Ihrer Hand bis zu einem gewissen Grad bewusst zu kontrollieren.

Rauchen. Da Rauchen weitere Durchblutungsstörungen verursacht, sollten Sie Rauchen unbedingt unterlassen.

Komplementärmedizin

Kneippsche Güsse. Wechselbäder zielen auf eine Verbesserung des Blutflusses in den Gefäßen. Infrage kommen z. B. Anwendungen wie ansteigende Fußbäder, heiß-kalte Wechselduschen und warme Teilbäder mit Kohlensäure oder Pflanzenzusätzen (z. B. Rosmarin, Wacholder).

Homöopathie. Die Homöopathie nennt Behandlungserfolge, wenn die jeweilige Therapie individuell auf die Konstitution abgestimmt ist.

Vorsorge

Die Vorsorge besteht im Wesentlichen darin, die typischen Auslöser Kälte und Stress zu vermeiden.


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