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Vorgeburtliche Infektionen des Kindes


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In der Schwangerschaft können bestimmte Infektionen das Kind schädigen. Bei einer pränatalen Infektion erreichen die Erreger das Kind in der Gebärmutter. Wird das Kind während der Geburt oder nach einem vorzeitigen Blasensprung infiziert, liegt eine perinatale Infektion vor.

Die wichtigsten Infektionen sind:

Toxoplasmose. Toxoplasmen sind außerhalb des Mutterleibs harmlose Einzeller, sie verursachen harmlose grippeähnliche Beschwerden. Aber im Mutterleib erkrankt jedes 200. Kind schwer an Toxoplasmose, weil die Mutter Kontakt mit rohem Schweinefleisch, nicht durchgegartem Fleisch oder Katzenkot hatte. Im schlimmsten Fall drohen Erblindung durch Netzhautentzündung, Gehirn- und Leberschäden. Diese Schäden können verhindert werden, wenn die Mutter frühzeitig Antibiotika einnimmt.

Listeriose. Vor allem durch Rohmilchkäse und rohes Fleisch wird die Listeriose übertragen. Listerien sind überwiegend harmlose Bakterien. Erkrankt die Mutter, bekommt sie, wenn überhaupt, leichte Grippe- oder Magen-Darm-Beschwerden. Bei jedem 500. Kind kommt es aber zu schweren Schäden mit knotigen Entzündungsherden in Lunge, Gehirn und Leber, woran das Kind unbehandelt meist stirbt. Wird die Infektion erkannt, erhält die Mutter Antibiotika, um die Schäden abzuwenden.

Röteln. Röteln sind bekannt dafür, dass eine Erstinfektion der Schwangeren mit dem Rötelnvirus beim Kind zu schweren Fehlbildungen von Augen, Ohren und Gehirn führt. Aufgrund der Rötelnimpfung sind die Fälle von Röteln-Embryopathie aber sehr selten geworden, es treten nur noch ~ 5 Fälle pro Jahr in Deutschland auf.

Herpes. Erst bei der Geburt wird das Herpes-Virus übertragen, wenn die Scheide der Mutter damit infiziert ist. Eine Infektion mit Herpes führt beim Neugeborenen zu Fieber, Erbrechen, Lethargie, Entzündungen des Gehirns, Augenentzündungen, Hautausschlägen bis hin zu Blindheit. Um dies zu verhindern, wird der Mutter mit Herpesausschlag in und um die Scheide in den Wochen vor der Geburt mit Virostatika wie z. B. Aciclovir behandelt. Bei einem Kaiserschnitt besteht natürlich keine Infektionsgefahr.

Für ein Neugeborenes ist es ebenfalls gefährlich, wenn Personen, die in engem Körperkontakt mit ihm stehen, an einem Lippenherpes erkrankt sind. Die betreffende Person sollte dann einen Mundschutz tragen.

Streptokokken. Im Geburtskanal droht auch die Übertragung von Streptokokken der Gruppe B (B-Streptokokken), die sich bei Millionen Menschen auf der Haut und im Darm befinden, und bei ~ 10 Prozent der Frauen auch in der Scheide. Infiziert sich das Kind mit B-Streptokokken, droht dem Kind eine Blutvergiftung (Neugeborenensepsis). Diese kann innerhalb der ersten beiden Lebenstage oder auch als Spätform nach 7–10 Tagen auftreten. Die Sterblichkeit vor allem bei der Frühform ist hoch. Zu einer Infektion des Kindes kommt es aber nur dann, wenn der Blasensprung mehr als 24 Stunden vor der Geburt stattgefunden hat, oder die Mutter während der Geburt Fieber hatte. Um das Kind zu schützen, wird der Mutter während der Wehen ein Antibiotikum gegeben, dessen Wirkstoffe auf das Kind übergehen. Außerdem kann auch das Neugeborene nach der Geburt ebenfalls antibiotisch behandelt werden.

Um kein Risiko einzugehen, empfehlen viele Frauenärzte allen Schwangeren, etwa einen Monat vor der Geburt durch einen Scheidenabstrich feststellen zu lassen, ob die Scheide mit B-Streptokokken besiedelt ist. Ist dies der Fall, bekommt die Mutter als Prophylaxe während der Geburt eine Penizillinspritze. Nur wenn medizinische Verdachtsmomente auf einen Streptokokkenbefall der Scheide bestehen, ist der Scheidenabstrich eine Kassenleistung.


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