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Wirkungsweise der Komplementärmedizin


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Jedes Verfahren bietet eine Erklärung dafür an, warum und wie es wirkt. Manche dieser Denkmodelle passen zum gegenwärtigen wissenschaftlichen Verständnis, andere berufen sich auf Wirkmechanismen, die wissenschaftlich derzeit nicht nachvollzogen werden können. Diese Methoden werden auch als Außenseitermethoden oder als Paramedizin bezeichnet. So ist etwa die Wirkung von Heilpflanzen und von physikalischen Methoden naturwissenschaftlich plausibel, die der Kraniosakraltherapie oder der Homöopathie dagegen entzieht sich dem derzeitigen wissenschaftlichen Verständnis.

Paramedizinische Erklärungen werden heute so selbstverständlich gebraucht, dass viele Menschen annehmen, dahinter verberge sich gesicherte Wissenschaft. Begriffe wie Entschlackung, Entgiftung, Energieblockaden oder Entstörung können aber nur aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang verstanden werden, eine direkte naturwissenschaftliche Entsprechung haben sie nicht.

Das Zwei-Quellen-Prinzip

Dass die Wirkung eines Verfahrens wissenschaftlich nicht verstanden wird oder von der derzeitigen Wissenschaft abgelehnt wird, spricht nicht grundsätzlich gegen seine Wirksamkeit. Denn zum einen entwickelt sich auch die Wissenschaft fort. Manche Außenseitermethode ist heute in die Schulmedizin integriert – man denke etwa an die anfangs belächelte Vollwerternährung. Auch dass viele alternative Verfahren mit ganz eigenen Begriffen arbeiten, ist kein Argument gegen ihre Wirkung: Zeitbedingte oder esoterische Begriffe, wie etwa der „Astralleib“ der Anthroposophie, die für die meisten Menschen keinen „Sinn“ machen, können durchaus in ein System passen, das in seiner Ganzheit funktioniert. Und zum Dritten: „Die“ Wirkung eines Verfahrens gibt es nicht.

Denn was der Arzt dem Patienten reicht – ob in der Schulmedizin oder in der Komplementärmedizin – hat immer zwei Aspekte. Im Grunde nämlich handelt es sich um ein Paket:

  • Da ist zum einen die – mehr oder weniger ansehnliche und aufwendige – Verpackung.
  • Und zum anderen der Inhalt des Pakets.

Der Inhalt. Ein Verfahren kann durch den zugeführten Stoff oder andere unmittelbare Effekte, d. h. „aus sich selbst heraus“ wirken. Man nennt diesen – unmittelbaren – Anteil der Wirkung auch die spezifische Wirkung (substanzielle Wirkung, spezifischer Effekt) des Verfahrens. Beispiel Pflanzenmedizin: Die spezifische Wirkung geht hier von den Inhaltsstoffen der Pflanze aus, die in die biologischen Vorgänge im Körper eingreifen. Oder die Akupunktur: Die spezifische Wirkung ergibt sich der Traditionellen Chinesischen Medizin zufolge durch die Einwirkungen der gesetzten Nadeln auf den Energiefluss im Körper – kein Wunder, dass die Akupunktur die Nadelung an genau festgelegten Körperpunkten vorsieht.

Die Verpackung. Aber auch Einflüsse, die mit dem Verfahren nur „lose verbunden“ sind, können die Wirkung erklären. Ein Paket ist eben mehr als das überreichte stoffliche Etwas, es besteht auch aus der „Hülle“ drumherum – und dazu gehört nicht nur das glänzende Papier, sondern auch die „kitzelnde Neugier“, die Vorfreude und vielleicht auch die Genugtuung darüber, jemandem wichtig zu sein. Auf die Medizin übertragen sind solche unspezifischen Wirkungen (unspezifische Effekte, kontextuale Effekte) z. B. die mit jeder Therapie verbundene menschliche Zuwendung, der „ordnende“ Eingriff in das Leben des Betroffenen und der viel diskutierte Placebo-Effekt. Eine Heilpflanze wird eben nicht nur geschluckt, sondern liebevoll zubereitet und als dampfende, womöglich ans Bett gebrachte Tasse Tee eingenommen. Auch bei der Akupunktur werden nicht nur Nadeln in der Haut versenkt, sie werden vielmehr in einer Art „therapeutischem Ritual“ angewendet. Möglicherweise sorgt dieser Rahmen dafür, dass auch die „zufällige“ Nadelung außerhalb der von der chinesischen Medizin angenommenen „Energiekanäle“ eine (in diesem Falle unspezifische) Wirkung zeigt.


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