Informationen über Zahnfleischschwund
Krankheitsbild
Die im allgemeinen Parodontose genannte Zahnfleischerkrankung müsste streng genommen eigentlich Parodontitis genannt werden, da es sich um eine vom Zahnfleischrand ausgehende entzündliche Erkrankung handelt. Die echte Parodontose geht vom Knochen (dem Parodontium) aus, während die Parodontitis entweder vom Zahnfleischsaum oder der Zahnwurzelspitze ausgeht.
Die Krankheit hat einen chronischen Verlauf, der sich über Jahre hinstrecken kann. Oft gehen Zahnfleischentzündung und –bluten voraus, das Zahnfleisch schwindet („Zähne werden länger“), bis letztendlich der Knochen und damit der Halteapparat der Zähne oft irreparabel geschädigt wird.
Diagnose
Die Diagnose „Parodontose“ wird meist vom Zahnarzt anlässlich einer Untersuchung gestellt. Meist wird durch eine Röntgenaufnahme der mit der Parodontitis einhergehende Knochenabbau bestätigt.
Ganz neu in der Entwicklung ist ein Kaugummi, der bei bestehenden Entzündungen in der Mundhöhle oder dem Zahnfleisch nach einiger Zeit beginnt, bitter zu schmecken. Wichtig ist die frühzeitige Erkennung besonders bei Patienten, die Implantate bekommen haben.
Ursachen
Hauptursache ist eine mangelnde Mundhygiene. Wenn dafür gesorgt wird, dass sich keine Plaque bilden kann, können auch die oben genannten Entzündungsprozesse nicht in Gang kommen.
Darüber hinaus gibt es auch eine erbliche Veranlagung, was wahrscheinlich mit der Ausbildung des Immunsystems zusammenhängt.
Weiterhin gibt es einige Risikofaktoren, die die Bildung einer Parodontitis erleichtern:
- Raucher haben ein fünffach höheres Risiko als Nichtraucher
- Auch bei Diabetikern, besonders schlecht eingestellten, ist das Risiko durch die verschlechterte Durchblutung des Zahnfleisches, stark erhöht
- Bestehende Karies ermöglicht den Bakterien über den geschädigten Zahnschmelz weiter einzudringen, ebenso schafft das viel verbreitete nächtliche Zähneknirschen Freiräume für den Infektionsweg.
- Bei Schwangeren schwillt durch Hormonumstellung das Bindegewebe an, so dass das Zahnfleisch insgesamt lockerer und durchlässiger wird. Der Volksmund sagt seit jeher: „Jedes Kind kostet einen Zahn“. Das muss nicht so sein!
- Möglich sind auch Ansteckungen durch einen Partner mit Parodontitis.
- Gefährdet sind Patienten, die eine immunsuppressive Therapie erhalten, also Medikamente einnehmen müssen, die die Abwehrkräfte des Körpers schwächen.
Verlauf/Folgen
Wie eine normale Zahnfleischentzündung wird die Parodontitis durch die bakterielle Plaque, einem relativ fest haftenden Zahnbelag, verursacht. Die darin enthaltenen Bakterien produzieren Stoffwechselprodukte, die die körpereigene Abwehr zu Gegenmaßnahmen anregen. Dabei werden Enzyme gebildet, die sich sowohl gegen die Bakterien als auch gegen körpereigenes Gewebe wie Bindegewebe und Knochen richten. Im Verlauf der Entzündung können die Bakterien immer tiefer unter den Zahnfleischrand wandern, und dort ihr Werk fortsetzen.
Dies führt zur Bildung tieferer Zahnfleischtaschen, vermehrtem Zahnfleischbluten, dem Schwund des Zahnfleisches und Knochenabbau. Im Endeffekt lockern sich die Zähne, so dass zuerst Verschiebungen im Gebiss und später Zahnausfall folgen.
Neben den Auswirkungen auf die Zähne schein mittlerweile gesichert, dass auch das Risiko für Herzinfarkte, Diabetes und rheumatische Erkrankungen steigt, wenn eine Parodontose unbehandelt bleibt. Auch das Risiko für eine Frühgeburt ist bei bestehender Parodontose um ein mehrfaches erhöht.
Wann zum Arzt
Ab und zu mal Zahnfleischbluten hat jeder. Hier kann es oft schon helfen, die beliebten harten Zahnbürsten gegen mittelharte oder weiche zu tauschen, deren Borsten beim Putzen das Zahnfleisch nicht zu sehr reizen. Beachten Sie aber dabei, dass eine weiche Bürste häufiger gewechselt werden muss als eine harte, um eine ausreichende Reinigungswirkung zu haben.
Folgende Anzeichen sollten Sie aber aufmerksam werden lassen:
- Regelmäßiges Zahnfleischbluten täglich beim Putzen
- Druckempfindliches, geschwollenes Zahnfleisch
- Plötzlich auftretender, fauliger Mundgeruch
- Helle, schmerzempfindliche Ränder am Zahnfleischsaum (Eiterbildung)
- … und natürlich, wenn Sie merken, dass sich Ihre Zähne lockern.
Das können Sie tun:
Homöop. Arzneimittel
Kreosotum D4 | Geschwollenes, leicht blutendes Zahnfleisch; brennende Empfindung; brennender Schmerz; Bluten durch Berührung; Zahnfleisch setzt sich von den Zähnen ab, diese werden locker; Zahnschmerz durch Kälte; glatte Zunge, rot oder weiß |
Phosphorus D12 | Sehr schmerzhaftes, entzündetes, geschwollenes Zahnfleisch, dunkelrot oder blaurot, blutend; freistehende Zahnhälse; Lippen, Gaumen und Zahnfleisch wund; verfärbte und kariöse Zähne; Mundgeruch; bitterer Geschmack; vermehrter Speichelfluss |
Mercurius solubilis D12 | Zahnfleisch rot, geschwollen, schwammig, leicht blutend und geschwürig, löst sich mit gelblichem Belag von den Zähnen; vermehrte Speichelsekretion, stinkend; widerlicher Mundgeruch; metallischer Geschmack; Druckstelle der Zähne auf der Zunge; Zittern der Zunge; Beschwerden schlimmer nachts |
Acidum nitricum D12 | Hellrote, dünnflüssige Blutung; Zahnfleisch wund, weich und schwammig; Sekrete stinkend; rissige Mundwinkel; Bläschen auf den Lippen oder an den Zungenseiten; Mundgeschwüre; stechender Schmerz; reichlicher Speichelfluss |
Calendula Urtinktur | 1 Teelöffel wird mit ¼ Liter Wasser verdünnt und mehrmals täglich damit gespült |
Allgemeine Maßnahmen
Mundhygiene ist das A und O jeder Parodontitis-Prophylaxe. Die Zähne sollten mehrmals täglich, am besten nach jeder Mahlzeit, ausreichend lange geputzt werden, um vorhandene Plaques zu entfernen. Neben dem Zähneputzen ist dringend, besonders bei schon vorhandenen tiefen Zahnfleischtaschen, der Gebrauch einer Munddusche anzuraten.
Wichtig ist auch die Reinigung der Zahnzwischenräume (Zahnseide, Interdentalbürsten) und die Entfernung des Zungenbelages.
Hilfreich sind, besonders für zwischendurch, desinfizierende Mundwässer, die z.B. Chlorhexidingluconat oder Zinnverbindungen enthalten. Um die Mundflora nicht zu schädigen, sollte diese „Desinfektionsmittel“ jedoch nicht dauerhaft angewendet werden.
Zahnstein sollte regelmäßig entfernt werden, da er einen Brutherd für die Parodontose verursachenden Bakterien darstellt und die betroffenen Stellen schlecht gereinigt werden können.
Ernährung
Eine vitaminreiche Ernährung kräftigt das Zahnfleisch. Vitaminmangelerkrankungen wie Skorbut sind bei uns zwar ausgestorben, zeigen aber die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung auch für das Zahnfleisch. Inwieweit das Zähneputzen mit vitaminhaltigen Zahncremes diese ausgleichen kann, sei dahingestellt.
Im Allgemeinen gilt für die Parodontose das Gleiche wie für jede gesunde Ernährung:
- Mehrmals täglich Obst oder Gemüse, möglichst roh verarbeitet
- Verzicht auf industriell hergestellte Fertigprodukte und Weißmehlprodukte
- Fleischkonsum einschränken, um einer Übersäuerung des Körpers entgegen zu wirken
Besonders wichtig scheinen die Vitamine A und C zu sein, daneben Selen zur Stärkung der Abwehrkräfte.
Folgende Lebensmittel sind Vitamin A- bzw. Betacarotinreich:
Die beste Vitamin A-Quelle ist Leber. Auch Gemüse mit hohem ß-Carotingehalt (z.B. Karotten, Spinat, Grünkohl) sind gute Vitamin A-Lieferanten. Wer keine tierischen Produkte, insbesondere Leber, verzehrt, muss für eine ausreichende ß-Carotin-Zufuhr übers Gemüse sorgen.
Fleisch | Innereien, vor allem Leber, Niere, Leberwurst, Leberkäse, Kochwurst |
Fisch | Aal, Kaviar echt, Thunfisch geräuchert |
Fett | tierische Öle, Palmöl, Maisöl, Sojaöl, Butter, Margarine |
Milchprod. | fettreicher Käse, Sahne |
Eier | Eigelb |
Gemüse | Mohrrüben, Sellerie, Fenchel, Blattgemüse (z.B. Mangold, Grünkohl, Spinat), Salat (Löwenzahn, Feldsalat, Eisbergsalat, Chicoree) |
Obst | Aprikosen, Zuckermelonen, Kiwis, Pfirsiche, Mandarinen, Brombeeren, Sauerkirschen, Bananen |
Gewürze | Petersilie, Brunnenkresse, Zitronenmelisse, Basilikum, Küchenkräuter, weiterhin Paprika, Dill, Cayennepfeffer, Kerbel, Majoran, Beifuß, Liebstöckel, Wacholder, Lorbeer |
Sonstiges | Tomatenkonzentrat, Lebertran |
Folgende Lebensmittel sind selenreich
Fleisch/Wurst | Muskelfleisch und vor allem Innereien |
Fisch / Krustentiere | Garnelen, Hummer, Bückling, Hering, Thunfisch u. a. |
Milchprod. | Käse (Chester, Emmentaler) |
Eier | Eigelb |
Getreide | Vollkorngetreide aus Anbaugebieten mit selenreichen Böden (Nordamerika, Kanada), Weizenkeime, Weizenkleie, (ungeschälter) Reis |
Obst/Gemüse | Linsen, Sojabohnen, Steinpilze, Spargel |
Getränke | Vollbier (Bierhefe) |
Sonstiges | Nüsse (Kokosnuss, Erdnuss, Paranuss) |
Hausmittel
Bei Zahnfleischentzündungen haben sich Spülungen mit Salbeitee oder verdünnter Salbeitinktur bewährt. Oft eingesetzt wird auch Myrrhentinktur, welche ebenfalls einen desinfizierenden Effekt hat. Nelkenöl wird tropfenweise auf die entzündeten Stellen aufgetupft und wirkt gleichzeitig schmerzlindernd.
Neben Pflanzen mit desinfizierender Wirkung werden auch gerbstoffhaltige Pflanzen eingesetzt. Beispielsweise kann man Walnussblätter (aus der Apotheke) mit kochendem Wasser überbrühen, 30 Sekunden ziehen lassen und dann abseihen. Mit dem Aufguss wird dann mehrmals täglich gespült.
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