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So wirkt Musik auf unsere Psyche

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Tanzende Frau

Dass Musik mitunter besondere Wirkungen auf unser Gehirn hat, ist kein Geheimnis. Je nach Art und Lautstärke kann sie entspannen, aktiv machen, die Laune heben oder drücken. Schon in der Schule beschäftigen sich Kinder diesbezüglich mit den Eigenschaften bestimmter Tonfolgen. Demnach gelten Dur-Akkorde gemeinhin als erheiternd und harmonisch, während moll-Akkorde als disharmonisch und beunruhigend definiert werden. Doch welchen Effekt hat Musik im Detail auf unsere Psyche? Ein kleiner Ausflug in die Musikpsychologie.

Die Psychologie der Musik

Die Musikwissenschaft kennt viele Kernbereiche. Einer davon ist die sogenannte Musikpsychologie, die sich mit der menschlichen Wahrnehmung von Musik beschäftigt. Die musikalisch-wissenschaftliche Disziplin hat bislang schon zahlreiche interessante Forschungsergebnisse zutage gefördert. Bestens belegt ist inzwischen nach Angaben des Bayerischen Rundfunks beispielsweise, dass Musik unsere Gefühlswelt beeinflusst. Egal welche Musik wir hören - irgendeine emotionale Region ruft sie immer hervor. Viele wissen das auch und nutzen Musik ganz gezielt als Stimmungsregulator. Sehr beliebt sind derzeit Musikrituale zur Entspannung des Geistes. Die ruhigen Klänge sorgen für mehr Balance und Ausgeglichenheit. So lässt es sich nach einem stressreichen Alltag wunderbar abschalten.

Gerade Künstler und Kreative nutzen Musik auch häufig als Inspirationsquelle. Denn bestimmte Klänge regen die Kreativität in besonderem Maße an. Der Begriff "Muse" ist schließlich nicht grundlos sprachlicher Ursprung des Wortes Musik. Dahinter verbergen sich laut Hesoid die altgriechischen Schutzgöttinnen der Künste. Überhaupt war Musik im antiken Griechenland ein Geschenk der Götter und Musiker waren dementsprechend hoch angesehen. Vor allem die griechische Harfe, besser bekannt als Lyra, gilt als Inbegriff der göttlichen Instrumente und wurde gemäß griechischer Mythologie von dem Götterboten Hermes erfunden. Bis heute ist die Lyra das Symbol der Dichter und Denker und spiegelt als Wortursprung der Lyrik das kreative Potential der Wortdichtung wider.

Apropos Harfen - Von der menschlichen Faszination für Zupfinstrumente

Sei es nun die griechische Lyra oder ein vergleichbares Zupfinstrument - sie alle nehmen psychologisch betrachtet eine gewisse Sonderstellung in der menschlichen Musikkultur ein. Vom alten Ägypten über Griechenland bis in den hohen Norden gehörten Harfen und Co. schon im Altertum zum guten Ton und verzauberten Pharaonen, Kaiser und Könige gleichermaßen. Wahrhaft royale Musikinstrumente also, die mitunter sogar magische Fähigkeiten besaßen.

Harfe

So existiert in der irischen Mythologie zum Beispiel eine Sage, die vom Ursprung der keltischen Harfe als legendäres Nationalsymbol Irlands erzählt. Schon der irische Allvater Dagda soll hiernach eine Harfe dieser Art besessen und auch mit äußerst psychologischer Effizienz angewandt haben. Je nachdem, welche Saite der Harfe Dagda zupfte, rief sie bei seinen Hörern entweder Traurigkeit, Fröhlichkeit oder Müdigkeit hervor. Dagdas Widersacher, die Fomóiri, waren so neidisch auf des Allvaters magische Harfe, dass er sie kurzerhand stahl. Um sie wiederzuerlangen, griff Dagda zu einer List. Er schlich sich in die Hallen der Fomóiri, wo er einen geheimen Reim aufsagte. Dieser ließ die Harfe ohne Umschweife zurück zu ihrem Besitzer fliegen. Um einer Verfolgung durch die Fomóiri zu entgehen, zupfte der Allvater anschließend die Saite der Müdigkeit, woraufhin seine Feinde in einen tiefen Schlaf fielen und er ohne Mühen entkommen konnte.

Bei solch einem musikalisch begabten Göttervater ist es kein Wunder, dass die irische Harfe heute das Nationalsymbol der Grünen Insel ist. Überhaupt genossen Zupfinstrumente wie Harfen, Lyren oder Lauten weltweit stets einen hohen Stellenwert. Minnesänger, Barden, Hofdamen, Poeten und Historiker nutzten sie gleichermaßen, um Tragödien, Siegeshymnen, Liebes- oder Schlaflieder darauf zu verfassen. Die psychische und vor allem emotionale Wirkung von Zupfinstrumenten ist also eine ganz besondere und wurde bereits von unseren Vorfahren entdeckt.

Entspannungsfaktor Musik

Das Bild von beruhigenden Flöten und Violinen, die einen vor sich hindösenden Hörer sanft in den Schlaf wiegen, ist allgemein bekannt. Bestes Beispiel ist die Zauberflöte aus Mozarts berühmter Oper. Sie ließ die Gegner von Prinz Tamino und Papageno einschlafen und hat damit ähnlich sedative Eigenschaften wie Dagdas irische Harfe. Tatsächlich wird Entspannungsmusik sehr häufig als natürliches Sedativum genutzt. Schon im Säuglingsalter singen Eltern ihren Babys regelmäßig Schlaflieder vor.

Mit durchaus positiven Ergebnissen. Es gibt sogar sehr spezielle Entspannungs- und Einschlafmusik, die beim Meditieren und besseren Durchschlafen helfen soll. Im Trend liegt diesbezüglich momentan die sogenannte 432 Hz Musik. Sie soll laut einer Studie der National Library of Medicine außergewöhnliche Gesundheitseffekte durch gezielte Anwendung des Kammertons bewirken. Durch ihr spezielles Schwingungsmuster reduziert sie gemäß Forschungsergebnissen die Herzfrequenz, was einen ruhigeren Herzschlag und körperliche Entspannung zur Folge hat. Musik als Hilfsmittel zur Entspannung ist folglich kein Märchen, sondern wissenschaftliche Realität.

Klassische Musikinstrumente als Intelligenz-Trainer?

Wenn jemand "den Himmel voller Geigen" hängen hat, ist das im Volksmund ein Anzeichen für Verliebtheit. Daneben gelten Geigen und andere Traditionsinstrumente der klassischen Musik aber auch als äußerst intellektuell. Nur allzu gerne stellt man Klassik-Liebhaber als hochintelligente Philosophen dar, die sich in Buchclubs treffen und vor dem Kaminfeuer über den Sinn der Welt sinnieren. Auf dieser Grundlage führten US-Amerikanische Forscher 1993 eine Studie zum sogenannten Mozart-Effekt durch. Er sollte klären, ob das Hören von klassischer Musik tatsächlich intelligenter macht. Glaubt man jedoch einem Artikel des Südwestrundfunks ist dieser Mozart-Effekt ein Mythos. Zwar verzeichneten die Forscher in Tests leichte IQ-Vorsprünge von Mozarthörern, diese waren aber lediglich von kurzer Dauer.

Harte Töne mit intellektuellem Potential

Erstaunlicherweise hört sich das Musikgenre, das laut Studienergebnissen derzeit besonders beliebt unter intelligenten Studenten ist, so ganz und gar nicht nach Klassik an. Heavy Metal soll nämlich unter hochbegabten Studenten besonders beliebt sein. Die jungen Akademiker könnten ihre negativen Emotionen dank Metal Musik während dem Lernen besser abbauen, so die Studie. Überhaupt ist das Klischee der beinharten, aggressiven Rock- und Metal Fans längst überholt. Die meisten von ihnen sind nicht nur sanftmütig und sensibel, sondern stehen ihren Klassikkollegen im Bereich der Musikliebhaber auch intellektuell in nichts nach. Im Gegenteil gibt es Studien, die verlauten, dass die Persönlichkeit von Klassik und Heavy Metal Fans deutlich mehr verbindet als angenommen. Demzufolge

•    unterscheiden sich die Persönlichkeiten beider Gruppen deutlich von der Norm
•    haben anspruchsvollere Weltanschauungen und Interessen
•    ein besseres Gespür für angemessenes Verhalten
•    einen ausgereiften Intellekt

Harte Bässe, Schlagzeug und E-Gitarren können die Persönlichkeit also nicht weniger Formen als Kontrabass, Violinen und Klavier. Womöglich ein Grund dafür, dass es immer öfter genreübergreifende Bandprojekte zwischen Klassik und Metal gibt.

Gesunde geistige Entwicklung dank Musik

Welch großen Einfluss Musik auf die Persönlichkeitsentwicklung haben kann, hat auch die Regierung längst erkannt und brachte bereits 2007 einen Essay zur Wirkung von Musik auf die kindliche Persönlichkeitsentwicklung heraus. Eine Musikbetonte Erziehung kann demnach viel für die kreative und geistige Entfaltung von Kindern tun. Auch der gesundheitliche Wert von Musik ist wie dargelegt unbestritten. Sei es nun zum erfolgreichen Stressabbau, als Stimmungsaufheller oder zur Förderung der Konzentration und Leistungsfähigkeit - Musik gehört zu einem gesunden Lebensstil einfach dazu.

Dass Musiktherapie als professionelle Behandlungsmethode zur Traumabewältigung oder Auflösung psychischer Belastung genutzt wird, ist daher nur logisch. Gerade wenn es um die therapeutische Behandlung von Kindern geht, bietet die Musiktherapie hier einen sanften und doch effizienten Weg zur Heilung. Fast schon spielerisch können sich die Kleinen hier zu wohltuenden Klängen ausdrücken und genesen. Und auch Erwachsene profitieren von therapeutischen Musikangeboten. Sei es nun autogenes Training, Yoga, Meditation oder allabendliche Musikrituale zum Einschlafen - die richtige Melodie kann die Gesundheit in beachtlichem Maße positiv beeinflussen.

 

Quellen

BR Wissen - Musik und Emotion - Abgerufen am 24.01.21
br.de/wissen/musik-forschung-psychologie-100.html

Grüne Insel - Die irische Harfe – himmlisch und gefährlich - Abgerufen am 24.01.21
gruene-insel.de/blog/2018/die-irische-harfe/

PubMed.gov - Music Tuned to 440 Hz Versus 432 Hz and the Health Effects: A Double-blind Cross-over Pilot Study - Abgerufen am 23.01.21
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31031095/

SWR - Musik und Intelligenz: Deshalb ist der Mozart-Effekt ein Mythos! - Abgerufen am 24.01.21
swr.de/wissen/odysso/musik-und-intelligenz-deshalb-ist-der-mozart-effekt-ein-mythos-102.html

Bundestag - Die Wirkung von Musik auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern - Abgerufen am 24.01.21
bundestag.de/resource/blob/412142/09914ea6936cf67d170265dae087cb2d/wd-9-060-07-pdf-data.pdf

Science Daily - Gifted Students Beat The Blues With Heavy Metal - Abgerufen am 25.01.21
sciencedaily.com/releases/2007/03/070321130834.htm

SageJournals - Personality traits and alcohol consumption of classical and heavy metal musicians - Abgerufen am 25.01.21
journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0305735616659128?rss=1

Bildquellen

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