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SARS-CoV-2: Wichtigste Informationen über das neue Coronavirus

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SARS-CoV-2: Wichtigste Informationen über das neue Coronavirus

Seit Dezember 2019 breitet sich ein neues Virus von China über die ganze Welt aus. Sein nächster Verwandter ist das SARS-Coronavirus. Dieses verursachte 2002/2003 unzählige SARS-Infektionen mit Todesfällen.

Eigenschaften des neuen Coronavirus

Das 2020 entdeckte neue Coronavirus trägt die Bezeichnung SARS-CoV-2 (Wuhan-Coronavirus). Es gehört zur Familie der Coronaviren. So werden kugelförmige Viren genannt, deren Hülle mit unzähligen kronenartigen Strukturen besetzt ist. Wie andere Vertreter seiner Art löst es eine schwere Atemwegserkrankung der Gattung SARS (Severe acute respiratory syndrome) aus. Die neuartige Lungenerkrankung heißt Covid-19 (Corona virus disease 19). Die Infektion erfolgt von Mensch zu Mensch über eine Tröpfchen- und Schmierinfektion. Gefährdet sind alle Personen, die weniger als ein bis zwei Meter Abstand zu einem Infizierten haben. Der Erreger gelangt über winzige beim Niesen, Husten und Schnäuzen verbreitete Tröpfchen in die Atemwege. Nach der Ansteckung lässt er sich im Nasen- und Rachenschleim, Auswurf, Blut, Stuhl und in der Tränenflüssigkeit nachweisen. Auch über kontaminierte glatte Oberflächen ist eine Infektion mit SARS-CoV-2 möglich (Schmierinfektion): Das Virus ist bei normaler Raumtemperatur bis zu fünf Tage ansteckend. Für das neue Coronavirus gelten grundsätzlich dieselben Hygienemaßnahmen wie für Influenza und grippale Infekte.

csm Modell Coronavirus

Modell des Coronavirus | Alissa Eckert, Dan Higgins/CDC

 

Weil die Viruslast im Nasen-Rachen-Raum größer als bei der seit 2002 bekannten SARS- Infektion ist, kann es sich offenbar schon in den oberen Atemwegen vermehren. Dazu benötigt es ein in der Lunge vorhandenes Enzym namens Furin. Dieses ist imstande, das neue Virus zehnmal stärker an sich zu binden als das Schlüsselprotein des SARS-Virus. Die Inkubationszeit beträgt bei Menschen, die in räumlicher Nähe zu Infizierten leben (Familienangehörige) 5 bis 6 Tage. Das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) geht von maximal 14 Tagen aus. Während dieser Zeit können Infizierte andere Menschen anstecken, was das neue Coronavirus vom SARS-Virus unterscheidet. Daher lässt sich die Infektion nur eindämmen, wenn nicht nur Patienten mit Symptomen, sondern auch mögliche Kontaktpersonen isoliert werden. Jeder Infizierte kann durchschnittlich etwa drei weitere Personen anstecken. Ob eine frühere Infektion mit dem SARS-Erreger gegen SARS-CoV-2 immun macht, ist noch nicht erwiesen: Laborversuche mit Mäusen waren diesbezüglich uneindeutig. Das neue Coronavirus nutzt S-Proteine (Spikes), um sich an die Wirtszelle zu heften. Dabei dockt es an die ACE2-Rezeptoren an und dringt über diese in die Lungenzelle ein.

 

3D Struktur des Spike Proteins

3D-Struktur des Spike-Proteins vom neuen Coronavirus Sars-CoV-2
Bild: Jason McLellan/ University of Texas at Austin

 

 

Wie das neue Coronavirus entdeckt wurde

Im Dezember 2019 traten in der chinesischen Stadt Wuhan diverse Fälle einer schweren und bisher unbekannten Lungenentzündung auf. Die Epidemie breitete sich in dieser Region so schnell aus, dass sich die chinesische Seuchenschutzbehörde Ende Dezember gezwungen sah, die Weltgesundheitsorganisation WHO darüber zu informieren. Ursache dieser neuen schweren Lungenerkrankung war ein bisher unbekannter Erreger. Als Infektionsquelle vermutete man den Fischmarkt von Wuhan, auf dem auch lebende Tiere verkauft werden. Die einige Tage später aus Schleimhautabstrichen und Blutproben isolierten Erreger wurden als ein neues Coronavirus identifiziert. SARS-CoV-2 hat einen einzigen RNA-Strang mit einer für SARS-Viren typischen Gen-Abfolge. Die Genom-Analyse zeigte eine sehr große Ähnlichkeit mit dem Genom der in bestimmten Fledermausarten lebenden Coronaviren. Darüber hinaus scheint das Virus erst vor Kurzem auf den Menschen übertragen worden zu sein.

Symptome und Krankheitsverlauf

Die Krankheitsanzeichen ähneln denen einer Influenza. Der Patient bekommt Fieber und trockenen Husten. In vielen Fällen treten zusätzlich Frösteln, Muskel- und Rückenschmerzen und ein allgemeines Krankheitsgefühl auf. Manche Patienten haben Halskratzen und sogar Durchfall. Schnupfen ist weniger häufig belegt. Im weiteren Verlauf kommt es meist zu einer Infektion der unteren Atemwege, die von schwerer Atemnot begleitet wird. Im Extremfall entwickelt sich diese zu einer Lungenentzündung mit Brustschmerzen (Covid-19). Blutuntersuchungen zeigen eine verringerte Anzahl von Lymphozyten und weißen Blutzellen sowie erhöhte Entzündungswerte. Bei Covid-19-Patienten ist auf der CT eine milchglasartige Verschattung beider Lungenflügel zu erkennen. Bei leichten Verläufen verschwinden die Symptome sofern vorhanden spätestens nach 14 Tagen. Schwerere Fälle erholen sich innerhalb von drei bis sechs Wochen.

Risikogruppen

Bei diesen Patienten nimmt Covid-19 einen schweren Verlauf bis hin zum Tod. Das Robert-Koch-Institut bewertet Rauchen als eigenständigen Risikofaktor. Darüber hinaus sind Menschen über 60 Jahre und Patienten mit schweren und chronischen Krankheiten besonders gefährdet. Zu diesen zählen Immunschwäche, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen wie COPD und Nieren-, Leber- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das höchste Sterblichkeitsrisiko haben laut chinesischem Datenmaterial über 80-Jährige. Die chinesische und südkoreanische Datenbasis weist auf eine Letalität von derzeit 0,7 % hin.

Behandlung Erkrankter

Nach der Krankenhauseinweisung ist bei schweren Verläufen eine symptomatische intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Sie besteht meist aus invasiver und nicht invasiver Beatmung und einer Dialyse bei Patienten mit Nierenversagen. Eine Antibiotika-Therapie ist oft erforderlich, um eine spätere bakterielle Superinfektion abzuwehren. Diese ist oft Folge des durch die Viren geschädigten Lungengewebes. Schwer Erkrankte erleiden im Endstadium einen septischen Schock (Blutvergiftung), Atemversagen und Multiorganversagen. Covid-19 selbst lässt sich derzeit noch nicht behandeln, weil es noch keine geeigneten Virustatika gibt. Auf der Liste der empfohlenen Medikationen stehen die Influenza-Wirkstoffe Chloroquin und Umifenovir. Große Hoffnungen verbinden die Forscher mit Camostat Mesilate. Dieser Proteasehemmer, der erfolgreich bei Bauchspeichelentzündungen eingesetzt wird, kann ersten Studienergebnissen zufolge das Eindringen von SARS-CoV-2 in die Lungenzellen hemmen. 

Das antikörperhaltige Blutplasma genesener Patienten dient zur Behandlung akut Erkrankter und zur Entwicklung eines Impfstoffs. Dieser wird frühestens im Laufe des Jahres zur Verfügung stehen. Laut Angaben des RKI befinden sich mehrere MERS-CoV-Impfstoffe bereits in der klinischen Erprobung. 

Nachweis der Infektion und mögliche Schnelltests

Vor der Einweisung in die Klinik wird ein RT-PCR-Nachweis durchgeführt. Der Nasen-Rachen-Abstrich wird im Labor auf vorhandene SARS-CoV-2-Erreger untersucht. Wird der Patient positiv getestet, erhält das zuständige Gesundheitsamt eine diesbezügliche Meldung. Bei Verdacht auf eine Infektion und negativem Testergebnis muss der Nachweis wiederholt werden. Erst bei einem weiteren negativen Befund gilt der Betroffene als nicht infiziert. Darüber hinaus gibt es weltweit Labore, die Genom-Analysen durchführen. Seit Ende Januar 2020 sind einige Schnelltests in Gebrauch. Ob diese zuverlässig sind, ist noch unklar. Ein Grund dafür ist, dass sich das Virus nur eine kurze Zeit lang nachweisen lässt. In einigen Fällen kam es sogar zu einer späteren Reaktivierung des nicht mehr nachgewiesenen Erregers. Ein diesbezüglich zuverlässiger Antikörpertest ist derzeit noch nicht verfügbar. 

Worin sich Coronavirus-Infektion und Influenza unterscheiden

Die Infektion mit SARS-CoV-2 verläuft langsam. Grippesymptome zeigen sich hingegen bereits einige Stunden nach der Ansteckung mit dem Erreger. Die Patienten bekommen hohes Fieber und fühlen sich innerhalb kurzer Zeit sehr krank. Das neue Coronavirus stammt zwar aus einer bekannten Familie von Viren, wurde aber erst kürzlich von Tieren auf Menschen übertragen. Daher hat die menschliche Immunabwehr kaum Erfahrung mit diesem Virustyp. Bisherigen Erkenntnissen zufolge scheint die Lungenerkrankung Covid-19 häufiger einen schwereren Verlauf zu nehmen als durch Grippeviren verursachte Atemwegserkrankungen. Chinesische Statistiken nennen eine Zahl von 15 % schwer Erkrankten und 5 % kritischen Fällen. 1,4 % der Covid-19-Patienten sterben (Grippe: 0,1 bis 1 %). Wie gefährlich der neuartige Erreger tatsächlich ist, kann aufgrund der abweichenden Datenlage noch nicht sicher gesagt werden. 

Schwangere und Kinder sind von einer Grippe schwerer betroffen als von Covid-19. Vor bestimmten Grippeviren können sich Patienten mit einer Impfung schützen, vor Coronaviren derzeit noch nicht. Darüber hinaus scheint der neue Erreger ansteckender zu sein als das Grippevirus. Patienten mit Covid-19 und ihre Kontaktpersonen werden sofort von anderen Menschen isoliert. An Influenza erkrankte Menschen erhalten Virustatika und Antibiotika. Covid-19-Patienten können aktuell nur symptomatisch und im Hinblick auf ihre Vorerkrankungen behandelt werden. Außerdem erhalten sie die Organfunktion unterstützende Maßnahmen.

 

Stand: 21. März 2020

 

Quellen:


https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html
https://www.aponet.de/aktuelles/ihr-apotheker-informiert/20200201-grippe-erkaeltung-oder-coronavirus.html
https://www.mta-dialog.de/artikel/warnung-vor-so-genannten-schnelltests-zum-nachweis-des-coronavirus.html
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/bindungsprotein-des-neuen-coronavirus-entschluesselt/

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